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Sawahin Salukis Freunde auf 4 schnellen Pfoten D. Hintzenberg- |
Ist ein Windhund nur zum Rennen da? Gedanken zu Freizeitaktivitäten mit Windhunden Es gibt in Deutschland im Gegensatz zu den USA nicht viele Windhundbesitzer, die mit ihren Hunden Erziehungskurse besuchen und/ oder Agility betreiben und daher aus eigener Erfahrung etwas zu diesem Thema sagen können. Ich betrachte mich zu den wenigen Saluki-Besitzern gehörend und möchte einige Anregungen geben, welche Freizeitaktivitäten man gemeinsam mit seinem Windhund unternehmen könnte außer den üblichen wie § "gemeinsam" den Zwinger reinigen (armer (Wind)Hund, wenn er in einem Zwinger leben muss, doch leider gibt es davon genügend) § auf Herrchens/ Frauchens Sofa liegen (schon besser, Hund hat wenigstens soziale Kontakte) § an der Leine spazieren gehen oder neben dem Fahrrad laufen (macht den meisten Windhunden Spass) § auf der Rennbahn oder beim Coursing einer Fellattrappe nachjagen (das ist ein tolles Vergnügen, jedoch höchstens so 35 mal im Jahr zu haben) § nach Herzenslust frei laufen in einer Umgebung, die hoffentlich gefahrlos ist. (Leider nicht für alle Windhunde möglich.) § Noch größeres Vergnügen ist es aber für jeden Windhund zweifellos, echtem Wild hinterher zu hetzen, denn dafür ist er geschaffen worden. Diese eigentliche windhundtypische Arbeit können und dürfen wir in Deutschland unseren Hunden nicht bieten. England ist das Ursprungsland des Coursings, der Jagd auf lebende Kaninchen und Hasen. Es war ursprünglich ein Sport der Adligen mit Greyhounds. Bereits 1590 wurden vom Duke of Norfolk die ersten Coursing-Regeln aufgestellt. Im 19. Jahrhundert zählte man in Großbritannien 350 Coursing-Clubs. Heutzutage müssen viele englische Coursing-Enthusiasten befürchten, dass ihre "blood sports", wie viele Gegner das Coursing und die Fuchsjagd nennen, in naher Zukunft ein Ende haben. Tierschützer setzen alles daran, um die Jagd mit Hunden auf lebende Tiere per Gesetz verbieten zu lassen. Anders ist dies in manchen Staaten der USA. Bereits 1886 gründeten englische Einwanderer den "American Coursing Board" mit Hauptsitz in Nebraska und veranstalteten mit Greyhounds Open Field Coursings, d.h. Coursings auf echte Hasen nach englischem Vorbild. Coursing-Veranstaltungen wurden im Laufe der nächsten Jahrzehnte zu beliebten Freizeitveranstaltungen. Damit noch mehr Zuschauer aus bequemer Perspektive ein Coursing beobachten konnten, entstanden in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts Coursing-Parks. 1945 erwarb die damalige National Coursing Association in der Nähe von Abilene im US-Staat Kansas ein Gelände, auf dem sie einen Coursing-Park einrichtete, der zu einer Touristen-Attraktion wurde. Der Park war gut 200m breit und gut 500 m lang, umfaßte also etwas mehr als 10ha. Die Parks waren eingezäunt und hatten gegenüber der Längsseite, von wo aus die Hunde gestartet wurden, Schlupflöcher für die Hasen. Diese wurden von professionellen Fängern außerhalb des Grundstück eingefangen, dann eine Zeit lang im Gelände gehalten und gefüttert, so dass sie die Schlupflöcher kennen lernten. Bei einem Coursing gab man dann dem Hasen 60 bis 80m Vorsprung, um ihm eine echte Chance zum Entkommen durch die Schlupflöcher zu ermöglichen. An diesen Veranstaltungen, eine fand im Frühjahr und eine im Herbst statt, nahmen ausschließlich Greyhounds teil. Park-Coursings fanden bis in die Mitte der 70er Jahre statt, danach wurden sie auf Initiative von Tierschützern aus ethischen Gründen durch Gesetz verboten. Seitdem sind in Kansas wie in vielen anderen Staaten der USA nur noch Open Field Coursings erlaubt, bei denen im freien Gelände Hasen gejagt werden. 1964 entstand aus mehreren vorhergehenden Coursingorganisationen die National Open Field Coursing Association (NOFCA), die heute für die Open Field Coursings federführend ist. Seit Jahren werden von dieser Organisation hauptsächlich in Californien und New Mexico Open Field Coursings veranstaltet. Da endet die Jagd nicht exakt nach 600m oder 700m wie bei unseren Hasenattrappen-Coursings und die Risiken der Jagd sind nicht kalkulierbar. In den meisten Oststaaten der USA gibt es keine derartigen Veranstaltungen, da nicht genügend große Flächen zur Verfügung stehen und die Hasen seit Jahrzehnten von den Farmern bis zur Ausrottung bekämpft wurden. Um in allen Gegenden der USA unabhängig von der Verfügbarkeit echter Hasen den Windhunden Coursing zu ermöglichen, entstand das sogenannte Lure Coursing, also das Coursing mit einer Hasenattrappe, so wie wir es in Mitteleuropa kennen. Was viele Gegner amerikanischer Windhunde nicht wissen, ist die Tatsache, dass für amerikanische Windhund-Enthusiasten nur derjenige Windhund wirklich ein absoluter Top-Hund ist, der Ausstellungs-Champion, Field-Champion (Coursing-Champion) und Obedience-Champion ist, wobei das Erringen des Obedience-Champions schwerer ist als das Bestehen unserer Begleithundeprüfung. In vielen Songs der POP-Musik wird Californien als gelobtes Land gepriesen, in das auch heute noch Tausende jeden Monat einwandern möchten. Unsere Windhunde würden bestimmt gern sich in die Schlange der Einwanderer einreihen. Besonders die Westküste der USA wäre auch für unsere Windhunde heute noch ein Traumland. Nach dem kurzen Rückblick in die Coursing-Geschichte in England und der USA, wo Windhunde heute noch Kaninchen und Hasen jagen dürfen, sich also ihrer eigentlichen Bestimmung entsprechend verhalten dürfen, zurück in unser Land. Windhundbesitzer in Deutschland können eigentlich froh sein, dass ihre Hunde bisher nicht im Zusammenhang mit der seit Jahren geführten Diskussion über gefährliche Hunde genannt werden. § 6 Gefährliche Hunde (1) Als gefährliche Hunde im Sinne dieser Verordnung gelten: 1. Hunde, bei denen auf Grund rassespezifischer Merkmale, Zucht, Ausbildung oder Abrichten von einer über das natürliche Maß hinausgehenden Kampfbereitschaft, Angriffslust, Schärfe oder einer anderen in ihrer Wirkung vergleichbaren, Mensch oder Tier gefährdenden Eigenschaft auszugehen ist, 2. Hunde, die als bissig gelten, weil sie einen Menschen oder ein Tier durch Biß geschädigt haben, ohne selbst angegriffen oder dazu durch Schläge oder in ähnlicher Weise provoziert worden zu sein, oder weil sie einen anderen Hund trotz dessen erkennbarer artüblicher Unterwerfungsgestik gebissen haben, 3. Hunde, die durch ihr Verhalten gezeigt haben, daß sie unkontrolliert Wild oder andere Tiere hetzen oder reißen, oder 4. Hunde, die wiederholt Menschen gefährdet haben, ohne selbst angegriffen oder provoziert worden zu sein, oder wiederholt Menschen in gefahrdrohender Weise angesprungen haben. Punkt 3 ist zweifellos derjenige, der für unsere Windhunde am ehesten zum Problem werden könnte. Gibt es Windhunde, die an Coursings oder Bahnrennen teilnehmen und bei einem Waldspaziergang dann "seelenruhig" einem echten Kaninchen, Hasen oder Reh, die den Weg kreuzen, hinterherschauen? Ich kann es mir nicht vorstellen. Jeder Coursing oder Rennbahn trainierte Windhund wird versuchen, wenn er ohne Leine ist, dem Wild hinterher zu hetzen. Und auch die meisten, die nie eine Rennbahn oder ein Coursinggelände gesehen haben, werden alles daran setzen, das Wild zu jagen, sonst wären sie auch keine Windhunde mehr. In allen Windhund-Rassestandards ist diese Hetzleidenschaft explizit als Rassemerkmal erwähnt. Bricht die Hetzleidenschaft durch und das Hetzobjekt sind keine Plastikstreifen, dann ist der Tatbestand für §6 Punkt 3 erfüllt. Darüber müssen sich alle Windhundbesitzer im klaren sein. Es gibt nun mehrere Lösungen, damit unsere Windhunde nicht durch ihre Jagdleidenschaft zu "gefährlichen Hunden" im Sinne obiger Hundeverordnung werden: § Man entscheidet sich für keine Windhundrasse. § Man läßt den Windhund nie von der Leine, um keine Konflikte mit Jagdaufsehern und/ oder dem Ordnungsamt zu riskieren. § Man besucht in der Trainingssaison Rennplätze und läßt ihn am Wochenende zwei- oder dreimal über die Rennbahn/ das Coursinggelände flitzen, ansonsten ist er außerhalb der Wohnung an der Leine. Besser dran sind die Windhunde, deren Besitzer Haus mit Garten haben. Doch die meisten Grundstücke in neueren Wohnsiedlungen sind nicht einmal 1.000qm groß. Wenn man die Fläche für das eigentliche Haus, den Vorgarten und die übliche Garage abzieht, bleibt nicht viel für eine Strecke, wo ein Windhund sich voll austoben kann. § Man hat irgendwo ein Gelände entdeckt, das sich hervorragend zum freien Auslauf mit relativ geringem Gefahrenrisiko eignet - so manche Truppenübungsgelände und Auenlandschaften fallen mir da ein, und man nimmt gern je eine Stunde Fahrt für Hin- und Rückfahrt in Kauf, doch das kann auch nicht jeder an jedem Tag. § Man zieht dem Windhund zuliebe dorthin, wo man größere Flächen pachten/kaufen kann, die dann eingezäunt werden, um ihm täglich freies Laufen zu ermöglichen. So haben wir es schon vor mehr als 25 Jahren gemacht. Manche wandern gar aus und lassen sich in Südfrankreich oder in Südspanien ausserhalb der Touristenregionen nieder, um ihren Windhunden Auslaufmöglichkeiten zu bieten, soweit das Auge reicht - ohne Einzäunung und ohne Gefahr gegen irgendwelche Paragraphen zu verstoßen. Dem Windhund einen artgerechten und für ihn und andere (Wild)tiere gefahrlosen Auslauf täglich bieten zu können ist das eine, das vor seiner Anschaffung und Haltung unbedingt berücksichtigt werden muss, doch nicht alles. Der Hauptgeschäftsführer des VDH Bernhard Meyer hat in Dortmund anläßlich des Symposiums "Zunehmende Hundefeindlichkeit - Wachsende Bedeutung der Hundehaltung" am 15.10.99 einen Vortrag zum Thema "Widersprüche unserer Gesellschaft und die Konsequenzen für Hunde und Hundehalter" gehalten. Die Punkte im Abschnitt "Strategien und Konsequenzen für den VDH, seine Mitgliedsvereine und deren Mitglieder" betreffen damit auch den DWZRV, uns als Mitglieder und unsere Windhunde. Ich zitiere ausschnittsweise: ¨ Intensivere Erziehung und Ausbildung aller Hunde - neue Anforderungen an die VDH-Mitgliedsvereine ¨ Gesellschaftliche Akzeptanz der Zucht, Ausbildung und Haltung von Hunden ¨ Verantwortung der einzelnen Hundehalter Ein Niederschlag dieser Forderungen findet sich bereits in dem Novellierungsantrag der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen vom 11.Januar 2000 an das Berliner Abgeordnetenhaus. Sie fordern den Senat auf, die Verordnung des Haltens von Hunden in Berlin wie folgt zu ändern: .... (2) Als gefährliche Hunde gelten auch Hunde, bei denen nach einer Wesensüberprüfung fehlende Gutartigkeit festgestellt wurde. Einer präventiven Wesensüberprüfung müssen alle Hunde mit mehr als 40 cm Schulterhöhe oder einem Gewicht von über 17 kg unterzogen werden. Die zuständige Behörde prüft die Gutartigkeit des Hundes gegenüber seiner kommunikativen Umwelt und den hinlänglichen Gehorsam. (3) Die erste Wesensüberprüfung erfolgt bei Erwerb eines Welpen; wenn das Tier körperlich und geistig ausgereift ist, im Alter von 18 Monaten. Ansonsten wird die Wesensüberprüfung unmittelbar nach Erwerb eines Hundes durchgeführt. Weitere regelmäßige Wesensüberprüfungen erfolgen alle drei Jahre. Die Wesensüberprüfungen sind gebührenpflichtig. (4) Auf Hunde, denen fehlende Gutartigkeit nachgewiesen wurde, finden die §§4 bis 8 entsprechende Anwendung. ... Die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen begründen ihren Antrag damit, dass die bisherige Verordnung nur unzureichenden präventiven Schutz vor gefährlichen Hunden biete. Ihrer Meinung nach würden bei Annahme des Novellierungsantrages eventuelle Aggressionen, Verhaltensstörungen und negative Sozialkontakte bei Hunden sowie die Inkompetenz von Hundehaltern aufgedeckt werden können, bevor es zu eventuellen Beißvorfällen kommt. Die Präventivmaßnahme helfe generelle Haltungsbeschränkungen, aber auch die Diskriminierung von Hunderassen zu vermeiden, so die Antragsteller. Unabhängig davon, ob Berlin diesem Antrag jetzt zustimmt, in nächster Zukunft wird in allen Bundesländern über Anträge ähnlichen Inhalts abgestimmt werden. Dies ist eine der Folgen der sogenannten Kampfhundediskussion. Unser Windhunde daher weiterhin künftig in der Öffentlichkeit (dazu gehört auch die Verbandszeitschrift) als Rassengruppe zu präsentieren, die sich ausschließlich durch ihre Hetzleidenschaft definiert, ist unvereinbar mit den Forderungen des VDH und den Hundeverordnungen der Länder. Und diejenigen, die den Niedergang der Salukizucht am Horizont sehen, wenn Salukis für die Begleithundeprüfung trainieren oder Agility machen, siehe UW 2/2000, S.15, haben einfach die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Um es gleich ganz deutlich zu machen und alle Spekulationen im Keim zu ersticken, es geht hier nicht darum, unser Zuchtziel Schönheit und Renn-/Coursingleistung infrage zu stellen. Ein Windhund, der nicht mehr hasenscharf ist, hat wichtige Wesenseigenschaften verloren. Es geht vielmehr darum deutlich zu machen, dass man auch mit Windhunden mehr unternehmen kann und in Zukunft auch mehr tun muss, als sie nur für den Rennerfolg zu trainieren und am Wochenende auf der Bahn laufen zu lassen. Noch immer besteht leider bei vielen das gängige Vorurteil, dass Windhunde dumm und schwer erziehbar sind. Meiner Meinung nach haben viele Besitzer in den vergangenen Jahrzehnten mit dazu beigetragen, dass dieses Vorurteil noch immer medienwirksam verbreitet wird, weil sie beispielsweise das Training für Begleithundprüfungen und Agility kategorisch als nicht windhund-gemäße Aktivitäten ablehnten und zum großen Teil das auch heute noch tun. Die Erziehung von Windhunden hat mich seit der Anschaffung meines ersten Saluki im Jahre 1973 interessiert. Im folgenden möchte ich über einige Erlebnisse und Erfahrungen zur Erziehung von Windhunden, hauptsächlich von Salukis und einem Sloughi berichten und einige Anregungen geben. Dies alles geschieht in der Hoffnung, dass die jetzigen Windhundbesitzer dadurch motiviert werden, die eigenen in ihnen schlummernden kyno-pädagogischen Fähigkeiten zu entwickeln. Sie werden auf diese Weise auch bei ihren Hunden ganz neue Fähigkeiten entdecken und hoffentlich Spass bekommen sich mehr mit ihren Windhunden zu beschäftigen. So mancher Windhundbesitzer, insbesondere Sloughibesitzer, die mehr als 25 Jahre schon dabei sind, wird sich vielleicht noch an unseren Sloughi Dulasim Schuru-esch-schams, Z.: E.u.I. Schritt, erinnern, mit dem ich von 1975 bis 1976 eine Fährtenhundausbildung gemacht habe. Er beherrschte auch Übungen, die heute auf Agility-Plätzen üblich sind. Die Geräte dazu entwarf und baute ich damals selber. Das Wort Agility bedeutete laut Wörterbuch damals nichts anderes als Beweglichkeit, Flinkheit, Behendigkeit. Agility in der heutigen Bedeutung, nämlich Geschicklichkeitssport für Hunde, wurde erst ein Jahr später in England von einem Pferdenarren erfunden. Ich nahm mit Dulasim an Coursings teil, doch er war ein Jäger vor dem Herrn und kürzte gerne den Parcour ab. Auf unserem damaligen 14.000qm großen Naturgrundstück entging ihm nichts. Sein ausgeprägter Hetztrieb wurde ihm mit 8 Jahren auf dem eigenen Grundstück zum Verhängnis, er brach sich das Genick, war querschnittsgelähmt und mußte eingeschläfert werden. Seine Fährtenhundausbildung hat in keiner Weise seinen Hetztrieb beeinträchtigt, was auch nicht das Ziel der Ausbildung war. Die Fährtensuche war für ihn ein Spiel. Spielten wir dieses Spiel, dann spielte er mit. War er sich selbst überlassen, machte er, was er wollte. Anfang 1977 wurde ich zusammen mit unseren beiden Salukis von der Geschäftsleitung eines Bielefelder Warenhauses zur Eröffnung einer sogenannten iranischen Woche eingeladen. Ich nahm auch Dulasim mit, da er nicht alleine zu Hause bleiben sollte. Während der ganzen Eröffnungsfeier galt der Blick des Botschafters nur meinen Hunden. Er lud mich anschließend zu einem Besuch mit meinen Salukis und Dulasim in seine deutsche Residenz in Bad Godesberg ein, da er die Hunde in seinem eingezäunten Grundstück in Aktion sehen wollte. Natürlich zeigte ich ihm und seinen geladenen Freunden, welche Fähigkeiten Dulasim sonst noch hatte. Eine seiner Glanznummern war u.a. das Apportieren, einschließlich roher Eier. (Auch die langjährigen Mitglieder des Windhund-Rennvereins Ost-Westfalen e.V.Gütersloh kennen von Weihnachtsfeiern her diese Vorführung. Zugegeben nicht typisch für einen Windhund, aber er liebte diese Übung, und er schleppte dann später immer wieder aus dem Nest gefallene Vögelchen in seiner Schnauze bis ins Wohnzimmer, ohne ihnen auch nur ein Federchen zu krümmen.) Der Botschafter und seine Freunde waren begeistert und offerierten mir einen beachtlichen Betrag, um Dulasim zu kaufen. Von solch einem Saluki hatte er nach eigenem Bekunden immer geträumt. Daß Dulasim ein Sloughi war und kein Saluki, war für den Herrn Botschafter unwichtig. Nun ja, der Repräsentant des Iran war kein FCI-Kynologe, daher ward ihm verziehen, daß er den Unterschied nicht gleich wahrnahm. Nebenbei sei bemerkt, Dulasim hat den Iran nie gesehen. Später führte ich anläßlich eines Sloughi-Treffens bei Familie Schritt die Fähigkeiten unseres Sloughi vor. Eberhard Trumler, der diesem Treffen beiwohnte, war begeistert und hatte so etwas bei einem Sloughi nicht für möglich gehalten. Wie sich die Einstellung gegenüber der Erziehung von Windhunden allein schon bei den Vorstandmitgliedern des DWZRV geändert hat, macht deutlich, dass ein damals von mir eingereichter Artikel über Dulasims Ausbildung für die Veröffentlichung abgelehnt wurde mit der Begründung: "Windhunde erzieht man nicht." 25 Jahre später werde ich nun gebeten, doch aus aktuellem Anlass meine Erfahrungen und Gedanken über die Erziehung von Windhunden in einem Beitrag zusammenzufassen. Wer hätte gedacht, dass sich die Zeiten so ändern? Da also die Erziehung von Windhunden 1976 innerhalb des DWZRV noch ein absolutes Tabu-Thema war, sah ich mich im Ausland um und fuhr zum ersten Mal nach Skokloster (Schweden), damals nicht in erster Linie wegen der vielen für beide Ausstellungstage gemeldeten Windhunde, sondern um mir die sogenannte Lydnäsprov anzuschauen, an der auch regelmäßig Windhunde teilnehmen. Sie entspricht im großen und ganzen unserer Begleithundeprüfung, siehe mein damaliger Bericht in "Unser Rassehund" - der UW war damals noch Bestandteil des UR. Die Lydnäsprov wird auch heute noch am Skokloster-Wochenende jeweils Ende Juli abgenommen, an der dann ausschließlich Windhunde teilnehmen. Für Skandinavier war bereits vor 25 Jahren die Erziehung von Windhunden kein Akzeptanz-Problem. Ende der 80er Jahre beginnt dann langsam in Deutschland - außerhalb der Windhundszene - ein Umdenken in Sachen Hundeerziehung. Maßgeblich beteiligt ist hierbei der Verein für deutsche Schäferhunde (SV), der durch die öffentliche Diskussion mehr oder weniger gezwungen wurde, seine Ausbildungsziele und -methoden zum Schutzhund zu überdenken, und seine Ausbildungsplätze auch für Nicht-Schäferhund-Besitzern öffnete. In seinen über 2.200 Ortsgruppen werden nach dem sogenannten "Augsburger Modell" regelmäßig Erziehungskurse nach dem Motto "Hundeerziehung für alle" angeboten, in denen man, ohne Mitglied im SV werden zu müssen, mit den Grundregeln der Erziehung von Hunden ganz allgemein in praktischen Übungen vertraut gemacht wird. Der SV wörtlich: "Das Ziel eines solchen Erziehungskurses ist nicht die Ausbildung zum Schutzhund, sondern entspringt vielmehr dem verbreiteten Wunsch vieler Hundehalter nach einer praxisorientierten Grundausbildung ohne jegliche Einschränkung auf bestimmte Hunderassen oder Verpflichtung zu Vereinsmitgliedschaften. Außerdem ist es eine alt bekannte Tatsache, daß es zahlreiche Hundebesitzer gibt, die mit ihrem Hund nicht fertig werden, aber gerade deshalb nicht mit ihm auf einem Übungsplatz erscheinen, um sich nicht zu blamieren. Gerade auf diese Leute mit Fingerspitzengefühl einzugehen, ist eine wichtige Aufgabe des Erziehungskurses. Hundehalter und Hund sollen Freude am gemeinsamen Training haben. Bei aller angebrachten Konsequenz und der notwendigen Autorität im Umgang mit dem Hund wird in der Aufbauarbeit Wert auf das spielerische Erlernen erzieherischer Grundprinzipien gelegt." Das Kursprogramm umfasst folgende Lektionen:
Dieses Kursprogramm überfordert meines Erachtens keinen Windhund, im Gegenteil. Die Lektionen 1 und 2 eignen sich hervorragend als Vorbereitung für das Ringtraining. Bis auf wenige Ausnahmen abgesehen, erwarten Richter, insbesondere weltweit tätige, einen disziplinierten Hund im Ring. Das gilt auch für einen Windhund. Bei Lektion 1 sollte man nach meiner Erfahrung nicht üben, dass der Hund sich hinsetzt, sobald man selbst stehen bleibt. Es könnte sonst passieren, dass der Hund sich im Ring hinsetzt, sobald man nach dem gemeinsamen oder einzelnen Laufen im Ring stehen bleibt. Man übt daher zusätzlich "Steh". Kennt der Hund den Unterschied, ist auch die Ringpräsentation kein Problem mehr. Auch die Lektion 3 brauchen Aussteller. Wenn der Hund nicht die gesamte Zeit, bevor er gerichtet wird, im Auto verbringt, steht, sitzt oder liegt er doch neben dem Stuhl oder bei Hallenausstellungen in der Ausstellungsbox. Erfreulich ist es für andere Aussteller und Hunde, wenn der "abgelegte" Hund nicht permanent winselt, jault, bellt, ... Ausstellungserfahrene Windhundbesitzer kennen doch alle die nervenden Maßnahmen, die Hunden einfallen, wenn sie sich langweilen oder verlassen vorkommen, weil Herrchen/ Frauchen zur Toilette gegangen ist oder sich stärken muss. Lektion 4 ist zugegeben für unsere Windhunde die schwierigste, da sie gerne selbst entscheiden wollen, was sie tun, wenn sie ohne Leine sind. Freies Ablegen bedeutet, dass der unangeleinte Hund auf der Wiese "Platz" macht und der Besitzer sich von ihm bis zu 30m entfernt. Wenn der Hund die Übung gut beherrscht, werden an dem liegenden Hund Personen und angeleinte Hunde in einem Abstand von ca. 1,5m vorbeigehen. Das freie Ablegen erfordert beim Hund das Lernen von Vertrauen gegenüber seinem Besitzer und von Toleranz gegenüber anderen Rassen. Ängstliche Hunde bleiben nicht liegen, sondern versuchen immer wieder ihrem Besitzer hinterher zu laufen. Diese Übung ist auch hervorragend geeignet, um bessere Sozialverträglichkeit einzuüben. Kennen wir nicht auch von unseren Windhund-Ausstellungen immer wieder Hunde, die sich aus liegender Position auf andere stürzen (wollen), die an ihnen vorbeigehen? Je früher man mit den Übungen zur Sozialverträglichkeit anfängt, um so besser und um so leichter ist es für den Hund. Die 5. (Sitz) und 6.Lektion sind notwendig für das Alltagsleben. Mit der "Platz"-Übung wird meist das Einüben von Kadaver-Gehorsam assoziiert, denn auch Gebrauchsrassen fällt das Einüben nicht leicht. Ich kenne keinen Windhund-Besitzer, der das Wort "Platz" verwendet. Wir sagen dann "Leg dich hin" und erwarten, dass der Hund das in den nächsten Sekunden hoffentlich auch tut. Wir verlangen aber nicht, dass der Hund es sofort macht, wie es bei der Platz-Übung erwartet wird. Die "Platz"-Übung ist bei kurzhaarigen Windhunden extrem unbeliebt, da die Übungswiesen meist zu nass und zu kalt sind. Ein richtiges Verhalten im Verkehr kann lebensrettend sein. Bei dieser Übung geht es darum, dass Hunde keine Jogger, Radfahrer usw. jagen, anderen Hunden ohne Aggression begegnen und sich von quietschenden und hupenden Autos unbeeindruckt zeigen sollen. Alles Übungen, die auch jeder Windhund braucht, wenn er sein Leben nicht auf der Alm oder ausschließlich auf einem eingezäunten Grundstück verbringt, sondern als Partner des Menschen bzw. Familienmitglied behandelt wird und am Leben seiner Menschen teilnehmen darf. In den Erziehungskursen des Schäferhund-Vereins werden die Grundlagen für die spätere Begleithundprüfung gelegt, deren Bestehen Voraussetzung für eine weitere Ausbildung der Schutzhundrassen zum Schutzhund und auch Voraussetzung für alle Hunde für die Teilnahme an Agility-Wettbewerben ist. Sicherlich gibt es noch Hundevereine, bei denen jede Ausbildung mit Kommando-Ton und absolutem Drill absolviert wird. Aber es gibt auch andere Vereine, die neuen Erziehungsmethoden gegenüber aufgeschlossen sind. Solche Vereine sollte man sich suchen, wenn man Spass an zeitgemäßer Erziehung oder am gemeinsamen Sport mit dem Hund (Agility) hat. Insgesamt gesehen versucht der deutsche Schäferhund-Verein sein Image seit nunmehr 10 Jahren durch eine andere Art der Ausbildung zu verbessern, nämlich einer Ausbildung zum Schutzhund auf ausschließlich spielerischer Basis. Mancher Ortsverein ist vielleicht in dieser Hinsicht noch nicht so weit, weil dort Vereinsmitglieder noch ausbilden, die das schon seit zig Jahren machen. Sich (mental) umzustellen geht oft nicht so leicht - selbst wenn man es möchte. Doch Schäferhundverein ist nicht gleich Schäferhundverein. Auch Windhundleute sollten versuchen ihre Vorurteile abzubauen. Und wenn einem Schäferhundvereine wirklich nicht zusagen, sollte man es bei einem anderen Verein versuchen. Wichtig ist, dass die Gruppe und Ausbilder vorbehaltlos alle Rassen bei ihrem Training akzeptieren, also toleranter sind als so mancher Windhundbesitzer. Außerdem liegt es in der Hand des Besitzers, wie er mit seinem Hund bei den Übungen "redet". Man muss doch nicht schlechten Beispielen folgen und gibt doch seinen Hund nicht zur Ausbildung weg, sondern bringt ihm s e l b s t die Übungen bei. Damit bin ich jetzt am anderen Ende der Leine angekommen. Ein Hund, gleich welcher Rasse, wird nur so gut erzogen sein, wie sein Besitzer fähig ist, ihm etwas beizubringen. Windhundbesitzer lehnen oft kategorisch die Erziehung ihrer Hunde ab. Sie merken dabei nicht, dass sie sich selbst betrügen. Oder akzeptieren Sie, dass Ihr Windhund seine Geschäfte in Ihrer Wohnung oder in Ihrem Haus erledigt? Amüsieren Sie sich nur, wenn sich Ihr Hund wie selbstverständlich an Ihrem gedeckten Tisch nach leckeren Sachen umsieht und manches dabei mitgehen läßt? Auch die neue Couchgarnitur oder Ihr Bett gestatten Sie Ihrem Liebling als Fressplatz für getrockneten Pansen, Fisch und Schweineohren? Wenn Sie die Fragen mit "Ja" beantwortet haben, dann ist Ihr Hund der Rudelführer in Ihrem Heim. Der Besitzer hat dann durch Unfähigkeit, Gewährenlassen oder falsch verstandener Vorstellung von Erziehung seinen Hund dazu "erzogen", dass der Hund seinen Menschen erzieht. Es wird sehr schwer werden, dass der Besitzer seinem Hund noch etwas beibringen kann, was nicht im Sinne des Hundes ist. Warum eigentlich haben so viele Windhundbesitzer etwas gegen Erziehung ihrer Hunde? Hundeerziehung muss doch nicht notwendigerweise etwas mit Kadavergehorsam oder Drill zu tun haben. Diese Vorstellung scheint sich besonders bei Windhundleuten zu tradieren. Hundeerziehung kann auch Spass für den Besitzer und den Hund bedeuten. Seit ca. 2 Jahren schwappt aus den USA auch nach Deutschland die Begeisterung für das sogenannte Clicker-Training über, durch das mittels operanter Konditionierung bei positiver Verstärkung eine Verhaltensänderung erwirkt werden kann. Diese Methode ist grundsätzlich nicht neu, Pawlows Versuche zur klassischen Konditionierung sind bekannt: Er läutete eine Glocke und fütterte den Hund, läutete und fütterte, läutete und fütterte,.... Bald konnte Pawlow anhand des beim Hund vermehrten Speichelflusses beweisen, daß der Hund wußte, daß es Futter gibt, wenn die Glocke ertönt. In den 40er Jahren entdeckte B.F.Skinner die operante Konditionierung: Wie kann ich dem Hund zeigen, auf welche Weise er Pawlow dazu bringen kann, dass er die Glocke läutet. Der Operator ist dabei der Hund. Das ist das Prinzip des Clickertrainings. Dem Hund wird also kein Verhalten von außen aufgezwungen, sondern er findet es zum größten Teil selbst heraus, welches Verhalten belohnt wird. Exakt, in dem Augenblick, in dem der Hund das erwünschte Verhalten oder am Anfang eine Annäherung an das gewünschte Verhalten zeigt, wird mit einem Gegenstand, genannt Clicker, der wie ein Knallfrosch funktioniert, "geklickt", damit der Hund lernt, so wie ich es jetzt mache, ist es richtig. In den 50er Jahren begann man Delphine nach dieser Methode zu trainieren. Wer einmal in einem der Sea World Parks in den USA die Vorführung von Kunststücken nicht nur von Delphinen, sondern auch von Killerwalen gesehen hat, hat sich bestimmt anschließend gefragt, wie hat man diesen riesigen Fischen nur diese Kunststücke beigebracht. Fische kann man nicht bestrafen, wenn sie unerwünschte Verhaltensweisen zeigen, weder an einer Leine zerren noch anbrüllen, noch in den Nacken packen und schütteln. Karen Pryor gilt als die Begründerin des Clickertrainings. 1963 machte sie als Haupttrainerin im Ozeanarium auf Hawai ihre ersten Erfahrungen mit der Ausbildung von Delphinen mittels positiver Bestärkung. Ihre Erkenntnisse hat sie dann auf das Training und die Erziehung von Hunden übertragen. Ihr Standardwerk "Don't shoot the dog! The New Art of Teaching and Training" ist im letzten Jahr ins Deutsche übersetzt worden und unter dem Titel "Positiv bestärken - sanft erziehen. Die verblüffende Methode, nicht nur für Hunde" im Kosmos-Verlag erschienen. Es gibt inzwischen zig Bücher über das Clickertraining - für Hunde, Katzen, Pferde, Fische, .... Auch im Internet finden sich reichlich Literatur und sogenannte Diskussionsforen. Auch in Deutschland werden inzwischen Clickertrainingskurse von sehr unterschiedlicher Güte und Professionalität angeboten. Wer einmal einen Kursus mit erfahrenen Trainern mitgemacht hat, fährt nach Hause und probiert das Erlernte an seinem Windhund garantiert gleich aus. Erziehung von Windhunden kann damit richtig Spass machen. Ich habe inzwischen mit vier Salukis, davon drei aus eigener Zucht, die Begleithundprüfung absolviert, keiner davon hat durch diese Ausbildung seine typischen Windhundeigenschaften verloren oder den Spass am Bahnrennen oder Coursing eingebüßt: § 1991: Int, Dt, Schweiz, VDH CH Lykaon Sawahin Ich nahm mit ihm an etlichen Bahnrennen teil, sein größter Erfolg war der BIS-Sieg der Ausstellung in Gütersloh und am nächsten Tag der Sieg beim Teuto-Bahnrennen. Nur wenigen Windhunden ist der Tagessieg an beiden Tagen gegönnt. Und das trotz Begleithundprüfung. § 1993: Dt, VDH CH Baghdad Look No Further Er hat an mehreren Coursings erfolgreich teilgenommen. Nach nur 6 Wochen Übung legte er erfolgreich die Begleithundeprüfung ab. § 1993: Dt, VDH CH Nirwana Sawahin,Verbandssiegerin 93, Unzählige Kaninchen und Fasane, die unser jetziges eingezäuntes Grundstück (10.000 qm), inmitten eines Jagdreviers gelegen, leider nicht schnell genug durchquerten, haben kein Millenium feiern können. § 1997: Int, Lux, Dt, VDH CH Tassilo Sawahin Er hat die Jagdleidenschaft seiner Mutter Nirwana geerbt. Im letzten Jahr nahm er zum ersten Mal an Coursings teil, gewann Schönheit und Leistung in Rietberg, wurde Dritter beim Osnabrücker Coursing im Oktober, war Teilnehmer des ersten schwedischen CACIL-Coursings. Wer die Begleithundprüfung bestanden hat, darf am Agility-Training teilnehmen. Agility ist für die meisten Hunde "Fun pur". England ist genauso wie für das Coursing auch Ursprungsland für Agility. Wettbewerbe fanden erstmalig 1978 bei der Crufts Dog Show in London statt. Der Erfinder ist John Varley. Er war Mitglied des Ausstellungskommittees und für die Veranstaltung 1977 beauftragt worden, sich etwas Unterhaltsames für den Ehrenring einfallen zu lassen, um die Zuschauer während der Pausen zwischen den Hauptprogrammpunkten zum weiteren Verweilen am Ehrenring zu motivieren. John Varley interessierte sich hauptsächlich für Pferde, nicht für Hunde. Ihm kam die Idee, einen Parcour ähnlich wie beim Springreiten für die Hunde zu erstellen. Zusammen mit einem Hunde-Freund, baute er die Hindernisse und stellte Regeln auf. Der Wettkampf selbst orientiert sich ebenso stark an den Elementen des Springreitens: Der Hund muß einen Parcours, der vom Richter gestellt wird, innerhalb einer bestimmten Zeit bewältigen und soll dabei möglichst keine Fehler an den 12 bis 20 Hindernissen machen. Wie beim Springreiten gibt es eine "Standard-Parcours-Zeit" und Strafpunkte für das Überschreiten dieser Zeitvorgabe. Der erste Wettbewerb war ein absoluter Erfolg für die Idee des Agility. Jedem der Zuschauer war klar, das wird ein "Renner" für Hunde, Besitzer und Zuschauer. Inzwischen gibt es in allen Ländern, in denen auch Hundeausstellungen stattfinden, Agility-Wettbewerbe. Die Hindernisse - heute sind es Mauern, Hürden, Schrägwand, Laufsteg, Wippe, Tisch, Weitsprung, Slalom, verschiedene Tunnel, Reifen und Hecke - und das Reglement sind im Laufe der Jahre immer weiterentwickelt worden. Seitdem der bei uns ortsansässige Schäferhundverein einen Agility-Parcours hat, gehe ich mit Tassilo zweimal die Woche zum Agility-Training. Schneller als viele andersrassige Hunde hat er das Überqueren/ Durchqueren der Hindernisse gelernt und hat einen Riesenspass dabei. Alle Übungen werden o h n e Leine durchgeführt. Deshalb ist es auch erforderlich, dass der Hund zuvor die Begleithundprüfung abgelegt hat. Es ist ein Zusammenspiel zwischen Besitzer u n d Hund. In erster Linie ist der Besitzer gefordert, seinem Hund die Übungen beizubringen. Manche Übungen sind gar nicht so leicht und der Besitzer muss sich überlegen, wie schaff' ich es, dass mein Hund mir vertraut und z.Bsp. über die Wippe geht. Alle, die Agility mit ihren Hunden machen, bestätigen, dass das Verhältnis zwischen ihnen und ihrem Hund intensiver geworden ist. Was gibt es Schöneres als dass Besitzer und Hund ein Team sind? Wollen das nicht auch Windhundbesitzer? Ausstellung und Coursing sind nur an Wochenenden, doch die Woche hat bekanntlich sieben Tage. Was macht ein Windhund in der Woche oder in der Rennbahn-/Coursing-Winterpause? Nur Fahrrad fahren als Konditionstraining für Bahnrennen oder Coursing? Irgendwie öde. Freilaufen birgt die zu Anfang geschilderten Gefahren, s."gefährliche Hunde". Nicht jeder hat ein großes eingezäuntes Grundstück oder einen Wald zum Austoben. Doch trotz großem Grundstück muss auch der "Geist" trainiert werden und dafür eignen sich hervorragend die Agility-Übungen, die man in der Woche machen kann. Man kann sie natürlich auch zu Hause machen oder sich andere Spiele mit dem Hund ausdenken. Wichtig ist doch nur, dass man sich überhaupt mit seinem Hund beschäftigt und er nicht zum Sofahund degeneriert. Statt alleine "zu spielen" macht das "Spielen" für Mensch und Hund in der Gruppe Gleichgesinnter einfach mehr Spaß - das kennen wir doch auch von unseren Veranstaltungen: Der Windhund hat seinen Spass, wenn er mit anderen zusammen die Hasenattrappe jagt, zwar meist nur zwei- oder dreimal gut 30 Sekunden (!), der Besitzer hat (meist) den ganzen Tag lang Spass und verbringt die Zeit mit guter Kommunikation oder small talk mit Windhundfreunden. Da ein Agility-Parcours von Übungsstunde zu Übungsstunde jedesmal umgestellt wird, ist es immer wieder eine neue Herausforderung für den Besitzer, g e m e i n s a m mit seinem Hund den Parcours möglichst fehlerfrei und in Bestzeit zu absolvieren. Nach jedem Parcours-Durchgang muss der Besitzer über sein Verhalten und das des Hundes reflektieren und versuchen herauszufinden, wie läßt sich die Verständigung zwischen Mensch und Hund optimieren. Keinesfalls durch Strafe oder lautes Schreien, sondern durch positive Verstärkung, siehe Clickertraining. Ansonsten verweigern sich besonders Windhunde sehr schnell und der Spass an Agility ist dem Hund dann durch die Unfähigkeit seines Menschen genommen worden. Agility und auch die Übungen zur Begleithundprüfung trainieren die Sozialverträglichkeit der Windhunde mit Nicht-Windhunden, siehe Forderung des VDH, und tragen auch dazu bei, bei den Windhund-Besitzern so manches Vorurteil gegenüber anderen Rassen und deren Besitzern abzubauen und umgekehrt. Wie oft habe ich schon gehört: "Oh, ein Windhund macht Agility, ich dachte, Windhunde lassen sich nicht erziehen und können das einfach nicht." Genausowenig wie man einen Windhund zwingen kann, die Rennbahn links herum zu laufen oder den Coursing-Parcours zu absolvieren, genausowenig kann man einen Windhund, und schon gar keinen Saluki zwingen, Agility zu machen. Wenn ein Windhund an Rennbahn/ Coursing/ Ausstellung/ Agility keinen Spass hat, dann sollte er auch nicht wegen des Ehrgeizes des Besitzers dazu gezwungen werden. Es bringt sowieso nichts. Doch die Umkehrung dieser Empfehlung hat die gleiche Gültigkeit: Weder Begleithundprüfungen noch Agility werden Windhunde in ihrem Wesen verändern, wenn der Besitzer über solide kyno-pädagogische Fähigkeiten verfügt, noch wird es zum Niedergang der Saluki-Zucht führen, wie im UW 1(2000)S.15 befürchtet. Sollte ich vielleicht eher das Gegenteil behaupten? Hierzu zwei Beispiele aus eigener Zucht: Int., Schwedischer, VDH, Dt. CH Tashari Sawahin, Bundesjugendsiegerin 96, Bes.: S.Donner-Behrmann/ Züchter, DT.CH Villymona Sawahin, in der Wartezeit für mehrere Championate, ist DWZRV-Siegerin 1999, 1.Platz der Coursing-Rangliste bei den Hündinnen 1999, gewann 14 (!) Coursings in Serie 1999, 3.Platz TOP-Saluki-Hündinnen 1999 Beide Hündinnen verkörpern unbestreitbar das Zuchtziel des DWZRV Schönheit und Leistung und haben direkte Ahnen, die erfolgreich bei Begleithundprüfung und Agility waren/ sind: Tashari ist eine Wurfschwester zu meinem Tassilo, s.o., (Begleithundprüfung und Agility), Mutter ist CH Nirwana Sawahin mit Begleithundprüfung, Villymona ist eine Tochter von Tassilo (s.o.) und eine Enkelin von Multi CH Lykaon Sawahin (Begleithundprüfung). Ein bißchen "Begleithund-/ Agility-Blut" in den Ahnen schadet also nicht, im Gegenteil! Es schadet garantiert auch nicht auf Dauer. In Verbindung mit den richtigen Saluki-würdigen Besitzern, die die Salukis ihren g e s a m t e n Anlagen entsprechend fördern und fordern, können dann bei dem noch notwendigen Quentchen Glück überragende Leistungen erreicht werden. Das gilt nicht nur für Salukis, sondern für alle Windhunde. Doch bevor man sich über Erfolge im Ausstellungsring, auf der Rennbahn, im Coursinggelände oder bei Agility freuen kann, muss man als Z ü c h t e r jede Menge Vorarbeit leisten, s. oben Forderungen des VDH hinsichtlich der gesellschaftlichen Akzeptanz der Zucht, Ausbildung und Haltung von Hunden. Die Erfüllung der Forderungen kann nach meiner Meinung nur eine intensiv betreute Aufzucht der Welpen im engen Zusammenleben mit der Züchterfamilie und den erwachsenen Windhunden leisten. Große Zuchtstätten mit vielen erwachsenen Hunden und Welpen in Zwingerhaltung müßten dann dazu übergehen, "Welpenbetreuungsfachkräfte" (Künftig vielleicht ein neuer Ausbildungsberuf?) einzustellen, um einen intensiven Kontakt zum Menschen und Vorbereitung auf ein Leben nach dem Zwinger zu gewährleisten - oder aber die Haltung und Aufzucht ihrer Hunde neu überdenken. Zur Aufzucht der Welpen gehört auch die recht zeitintensive Durchführung von Welpenspielen, die zum Teil an "Agility" für Welpen erinnern. Denn bei Welpen ist es nicht anders als bei Kindern. Werden Kinder in der frühen Phase ihres Lebens nicht genügend intellektuell, physisch und psychisch gefördert und gefordert, werden sie sich niemals zu der Persönlichkeit entwickeln, die sie geworden wären bei einer besser verlaufenden Kindheit. Das ist Allgemeinwissen, nachzulesen in jedem Standardwerk über Entwicklungspsychologie. Auch in die Kynologie ist dieses Wissen inzwischen durchgesickert. Keiner möchte einen dummen Hund vom Züchter bekommen, der, bis er endlich abgeholt wird, nur das Carré seines Zwingers kennengelernt hat, oder? Allerorten werden Welpenspielstunden angeboten und Bücher über Welpenspiele veröffentlicht. Besonders in den letzten drei Jahren haben sich (endlich) auch in Deutschland Hunde-Autoren des Themas "Mit welchen Spielen kann man einen Welpen am besten auf ein möglichst stressfreies Leben in unserer Gesellschaft vorbereiten?" angenommen, sicher nicht zuletzt auch aufgrund des immer größer werdenden gesellschaftlichen Drucks auf die Züchter, gut sozialisierte und auf Alltagssituationen vorbereitete Hunde an die neuen Besitzer abzugeben. Züchter und künftigen Hundebesitzern empfehle ich die Lektüre der folgenden Bücher: Hier eine Auswahl deutsch-sprachiger Bücher: § U.Narewski, Welpen brauchen Prägungsspieltage, Verlag Oertel und Spörer, 1998, 168 S., 36 DM § Ross, McKinney, Welpen-Kindergarten, Kosmos Verlag, 1997, 320 S., 39,80 DM § H.Weidt/ D.Berlowitz, Spielend vom Welpen zum Hund, Ratgeber für Welpen-Prägespiele, Natur Buch Verlag, 1996, 96 S. 24,80 DM § Ekard Lind, Richtig spielen mit dem Hund, Natur Buch Verlag, 1997, 192 S., 36 DM § Ekard Lind, Hunde spielend motivieren, Natur Buch Verlag, 192 S., 36 DM § D.Baumann, Spiel & Spass mit deinem Hund, Verlag Ulmer, 160 S., 1997, 39,80 DM § L.Baumgart, Hundespiele, Verlag Falken, 1998, 112 S., 19,80 DM Niemand denkt auch nur im entferntesten daran, dass statt Rennen Begleithundprüfungen und Agility gemacht werden sollen. Ein Windhund ist und bleibt ein Windhund, dessen Lebenselixier die Hetzjagd ist. Aber vielleicht hat mancher Windhund noch mehr Fähigkeiten als dem Lappen hinterher zu jagen, dann sollten auch diese Fähigkeiten nicht vernachlässigt werden. Besitzer und Hund werden daran viel Spass haben und beide sind dann den Forderungen des VDH ein großes Stück näher gekommen. Dem Windhund wird seine Agility im ursprünglichen Sinn von "Behendigkeit/Wendigkeit/ Flinkheit" auch beim Coursing nützlich sein und mancher wird gerade durch dieses zusätzliche Training erfolgreicher als die anderen sein. Gedanken zum Schluss: Ich weiß, dass manche meiner geäußerten Gedanken bei einigen Windhundleuten auf Unverständnis und Kritik stossen werden, doch die Zeit ist reif, das Zusammenleben mit Windhunden in der heutigen Gesellschaft neu zu überdenken. Wir DWZRV-Mitglieder leben weder in der Tundra, nördlich oder südlich der Sahara, noch im anatolischen oder schottischen Hochland, sondern in Deutschland mit Verordnungen für Hunde und Bußgeldern bei Zuwiderhandlungen. Der DWZRV sollte über Maßnahmen im Sinne der vom VDH aufgestellten Forderungen nachdenken, bevor der VDH uns vorschreibt, wie wir unsere Windhunde erziehen sollen. Erschienen in der Zeitschrift „Unsere Windhunde“, April 2000, S.26-30
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